Donnerstag, 28. Juli 2016

Die prophetische Vision des Frank Herbert in "Der Wüstenplanet"

Nachdem ich gestern den Roman oder genauer die Bühnenfassung von 1984 mit aktuellen Ereignissen in Zusammenhang gebracht habe und das mal auf eine andere Weise, als die Überwachung zu betrachten, will ich mich heute mit Frank Herberts "Der Wüstenplanet" auf ähnliche Weise auseinandersetzen. Ich beschränke mich hierbei bewusst auf das erste Buch der Wüstenplanet Saga, weil es für mich bestimmte Ansätze beleuchtet, die in den folgenden Büchern anderen Dingen gewichen sind und mich nicht mehr so sehr angesprochen haben, wie im Wüstenplaneten selbst.

Der Hauptort, an dem der Science Fiction Roman spielt ist der Wüstenplanet Arrakis, welcher an seiner Oberfläche im großen und ganzen aus weit ausgedehnten Sandwüsten und ein paar Gebirgen besteht. Ich will gar nicht zu sehr auf die Haupthandlung eingehen, weil die Punkte, die ich hier betrachten möchte, teils Nebenschauplätze sind, teils einfach nur Erwähnungen oder generelle Fakten in welche die Geschichte selbst später eingebettet ist.

Wasser

Das Leben der Menschen auf dem Planeten Arrakis ist geprägt vom ständigen Wassermangel und hat sich mit der Zeit an diesen weitestgehend angepasst. So sind zum Beispiel die wenigen Wasserhändler sehr reiche Männer mit sehr hohem politischen Einfluss, da das Überleben der Menschen in den Städten buchstäblich vom Wasser abhängt. Die Herrscherfamilie von Arrakis besitzt sogar ein Gewächshaus und gibt täglich Almosen in Form von Wasser an die Armen.

Das Volk der Fremen, das den Planeten schon lange vor der Ankunft der Bürger des interstellaren Imperiums bewohnte, bedient sich teils einfach anmutenden, aber hochentwickelten Techniken, um sich mit Wasser versorgen zu können: So tragen sie, wenn sie sich in den Wüsten bewegen Destillatanzüge, welche jeglicher körperlicher Ausscheidung das Wasser entziehen, es reinigen und in Beuteln auffangen, damit es wieder zu sich genommen werden kann wenn nötig. So verliert der Mensch durch diese Anzüge maximal einen Fingerhut an Wasser pro Tag an die Umgebung und kann sich so über längere Zeit in der Wüste aufhalten. In den Gebirgszügen innerhalb der Wüsten, in denen die Fremen in Höhlen wohnen sind Wasserfallen aufgestellt, die gerade am Morgen sich in der Luft befindliche Feuchtigkeit auffangen und in Reservoire im Gebirgsinneren leiten.

Der Hauptcharakter Paul Atreides muss am Anfang des Buches vom Wasserplaneten Caladan mit seiner Familie nach Arrakis umziehen, weil seinem Vater Leto die Herrschaft und Verwaltung von Arrakis zugesprochen worden ist. Dieser Umzug fällt ihm nicht gerade leicht und seine Verbindung zum bisherigen Wohnsitz macht ihm die Wasserknappheit auf Arrakis auf besondere Weise bewusst.

Landschaft und Kultur

Frank Herbert hat sehr viel für seine Saga recherchiert und sich für Arrakis wohl sehr stark an den Ländern des nahen Ostens und der Maghrebstaaten orientiert. So könnten die Beschreibungen der Wüsten und Gebirge auf Beschreibungen der Landschaften der genannten Gebiete sein. Die Fremen sind stark an die Nomadenvölker wie bspw. die der Berber angelehnt. Dazu hat er auch viele Audrücke übernommen, die hauptsächlich den Sprachen in diesen Gebieten und insbesondere dem Arabischen entnommen sind. Zwei Worte stechen hier für mich besonders heraus: So gab es zum einen in der Historie der beschriebenen Welt einen Krieg der Butlers Dschihad genannt wird. In diesem wurde gegen jegliche Form der Denkmaschinen gekämpft und sie vermeintlich vollkommen vernichtet. Zum anderen heißt der Imperator zu der Zeit in der das Buch handelt Shaddam IV. Dieser Imperator wird von einer hochspezialisierten, militärischen Sondereinheit beschützt, den Sardaukar.

Der Rohstoff

Der lebensfeindliche Planet Arrakis, der vermeintlich nichts zu bieten hat außer Einöde, besitzt die Eigenschaft, dass es auf ihm einen Rohstoff zum Abbau gibt, der sonst in der gesamten Galaxie nicht zu finden ist und von dem die Existenz der Menschheit in der Galaxie abhängt. Es ist die Droge Melange oder auch Spice. Von dieser Droge sind alle in der Galaxie abhängig. Nicht mit ihren Körpern selbst, sondern auch durch die Tatsache, dass ihre Raumschiffnavigatoren nur mit Hilfe der Melange überhaupt navigieren können ohne die Hilfe von den in Butlers Dschihad zerstörtern Denkmaschinen. Ohne die Melange würde der Interstellare Verkehr zum Stillstand kommen und das Imperium in sich zusammenfallen.
Das macht natürlich die Herrschaft über Arrakis und damit die alleinigen Abbaurechte zum Spielball politischer Kämpfe und Intrigen.

Religiöser Fanatismus

Dem Hauptcharakter Paul Atreides wird von der Schwesternschaft der Benne Gesserit zugeschrieben, dass er die messianische Inkarnation des Kwisatz Haderach sei, die von uralten Prophezeihungen vorhergesagt worden ist.  Als er beginnt, bei den Fremen zu Leben und mit der Zeit ihr Anführer wird, sehen auch diese in ihm eine religiös prophezeite Führergestalt: Den Muad'Dib, dem sie folgen und gehorchen. Er selbst hat Visionen in denen er sieht, wie fanatische Kommandos in seinem Namen brandschatzend durch die Galaxie ziehen. Diese Visionen beunruhigen ihn, da er genau das eigentlich nicht will, ihm aber auch bewusst ist, dass der dies nicht zu ändern vermag.

Schlüsse

Vergleichen wir die oben angerissenen Themenkomplexe dann können wir einige Parallelen zur aktuellen Lage erkennen, die Herbert mit dem Buch quasi vorweggenommen hat bzw. die Situation zur Entstehungszeit (Erstveröffentlichung war 1965) konsequent weitergeführt und in literarischer Form verarbeitet hat.

Es gab mittlerweile schon ein paar Konflikte um Wasser und es wird mit Sicherheit weitere geben, wenn das nicht sogar der Hauptkriegsgrund in Zukunft sein wird. Eines der besten Beispiele für den Streit um Wasser ist der im Westjordanland.
Es gibt auch die These, dass die Flüchtlingskrise und der Wassermangel auf Grund von zu wenig Regen und höchstwahrscheinlich des Klimawandels direkt miteinander in Zusammenhang stehen. Ich halte diese These für sehr plausibel und bin der Meinung, dass bei diesem Thema wesentlich stärker angesetzt werden muss, sonst könnten uns im krassesten Fall ein Planet wie Arrakis und heftigste Kriege drohen.

Schauen wir uns Organisationen wie den IS, das selbsternannte Kalifat, an, so finden wir hier genau die von Frank Herbert behandelten Themen von religiösem Fanatismus gepaart mit den militärischen Spezialisten von Saddam Hussein. Die Ähnlichkeit der Namen sind hier wohl eher ein Zufall, da Hussein erst 1979 im Irak an die Macht kam, trotzdem lässt sie doch aufmerken. Ich denke auch, dass er Worte aus dem arabischen wie Dschihad durchaus bewusst gewählt hat, wobei ich nicht davon ausgehe, dass er damit die Religion des Islam selbst als Kritikpunkt gewählt hat, sondern eher erkannt hat, dass religiöser Fundamentalismus, den es ja bekanntlicherweise auch in anderen Religionen gibt, in Kombinationen mit den Problemen der Landschaft bzw. der Wasserknappheit und den politischen Spielen der Großmächte um den höchst wichtigen Rohstoff Öl in diesen Gegenden zu einem Pulverfass macht, das wir in seiner Explosivität mindestens unterschätzt haben, wenn nicht sogar die Folgen bis heute nicht komplett überschauen können.

Damit hat er einen Großteil der Probleme, die wir heute haben vorrausgesehen und ich wage zu vermuten, dass sein Buch auch eine Warnung sein sollte.

Disclaimer

Mir ist vollkommen bewusst, dass ich mich hier auf ein Terrain begeben habe, das nicht gerade einfach ist; daher ist es mir wichtig zu sagen, dass ich keineswegs Aussagen gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen oder Religionen unserer Erde zum Ausdruck bringen wollte. Ich habe versucht mich möglichst objektiv zu halten, sollte dennoch der Eindruck von Rassismus o.ä. entstanden sein, so ist das in keinster Weise gewollt oder beabsichtigt.

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